Zu Gast im Woman’s Business Talk

1. Wie sind Sie geworden, was Sie heute sind? Haben Sie eine geradlinige berufliche Karriere hingelegt oder ist Ihr Weg von Brüchen und Umwegen gekennzeichnet?

Viola Klein: „Das ging ja gar nicht. Ich habe zwei Leben: Mein erstes Leben begann in Dresden, so ziemlich normal: Schule, dann Studium – Vorschulpädagogik, ja, das war in der DDR ein Studium -, Arbeit als Kindergärtnerin und dann als Leiterin, mit 25 Jahren, eine der jüngsten in der DDR.
Nach der Wende das zweite Leben, dort zunächst arbeitslos, dann nach vielen Umwegen – Arbeit und Weiterbildung – die Selbstständigkeit. Gemeinsam mit meinem Geschäftspartner Aufbau eines Unternehmens zur Erwachsenenqualifizierung. Der Bedarf war enorm und wir hatten uns auf Hochschulabsolventen spezialisiert, den Schwerpunkt auf Informatik und Management gesetzt, denn mein Geschäftspartner kommt aus der Informatik.
Dann haben wir parallel dazu unsere ersten Schritte im Bereich Softwareentwicklung gemacht. Mit dem, was wir in der Bildung verdient haben, bauten wir die SWE auf. Inzwischen beschäftigen wir über 230 feste und 50 freie Mitarbeiter. Und sind ständig dabei, uns zu verbessern, Innovationen zu fördern und unsere Kundenbasis zu vergrößern.“

2. Wer oder was hat Sie auf Ihrem beruflichen Weg am meisten beeinflusst?

Viola Klein
: „Die Zeit zwischen 1986 und 1990: die Zeit der Wende in der DDR und der Fall der Mauer. Es war die aufregendste, ereignisreichste und unglaublichste Zeit in meinem Leben: ALLES veränderte sich, ich habe dazu beigetragen und es eröffneten sich plötzlich Möglichkeiten, von denen ich vorher nichts geahnt hatte!“

3. Was war Ihr prägendstes Erlebnis?

Viola Klein: „Eigentlich in meiner Familie: Meine Mutter war, auch mit zwei Kindern, immer berufstätig. Egal was sie gemacht hat: von der Verkäuferin bis zur Direktorin einer Taschenfabrik, immer war sie engagiert, voller Energie und Lebensfreude. Alles hat sie mit Engagement gemacht.“

4. Was bezeichnen Sie als Ihre beste Entscheidung? Oder: Was war der größte Glücksfall in Ihrem Leben?

Viola Klein: „Ich war Anfang 1992 Assistentin des Geschäftsführers einer Einrichtung der Erwachsenenbildung, als solche habe ich – wie bei Assistentinnen üblich- gearbeitet wie ein Geschäftsführer, mit dem Gehalt einer Sekretärin. Die Arbeit hat mir viel Freude gemacht und ich habe unglaublich viel gelernt. Unter anderem war ich für den Einsatz der Dozenten in den einzelnen Kursen verantwortlich, als mich ein Dozent ansprach, ob er mich jemandem vorstellen dürfte. Sein Freund habe ein Unternehmen, ebenfalls in der Erwachsenenqualifizierung, gegründet und sei auf der Suche nach einer Geschäftspartnerin. Meine beste Entscheidung war: ich habe mich auf diese Begegnung eingelassen und so meinen Geschäftspartner Andreas Mönch kennen gelernt.
Seit 1992 haben wir zusammen unsere Unternehmen aufgebaut, haben wie in jeder Beziehung Höhen und Tiefen gehabt, haben uns aber durchgekämpft.“

5. Hatten oder haben Sie einen Mentor, eine Mentorin?

Viola Klein: Ja, sogar mehrere in unterschiedlichen Lebensabschnitten. Besonders wichtig war mir eine Mentorin aus Hamburg. Das war kurz nach der Wende und ich war auf der Suche nach meiner neuen Zukunft. Durch die vielen Gespräche mit ihr habe ich ganz viel über die neue Gesellschaft, die anderen Regeln usw. gelernt. Ich habe gelernt, kritisch zu hinterfragen, mich auf bestimmte Dinge einzulassen, mich aber trotzdem nicht zu verbiegen. Ich bin ihr sehr dankbar, denn ohne sie hätte ich wahrscheinlich nicht den Mut zur Selbständigkeit gehabt!“

6. Welche Fähigkeit möchten Sie noch erwerben, was wollen Sie noch lernen?

Viola Klein: „Endlich besser Englisch sprechen!“

7. Was geht Ihnen im Berufsalltag am meisten auf den Keks und was tun Sie, um das abzustellen?

Viola Klein: „Dass ich mir zu wenig Zeit für meine Fitness nehme. Deshalb habe ich mir einen Hometrainer gekauft, den ich jeden Morgen 30 Minuten nutze. Alle meine Termine im Unternehmen beginnen jetzt eine Stunde später! Und es funktioniert!“

 

Viola Klein ist Geschäftsführerin der Saxonia Systems Holding und Mitglied im Kuratorium der Deutschen AIDS Stiftung. Sie lebt in Dresden.

Sie wurde interviewt von Elke Silvia Söllner, Mitglied im WOMAN´s Business Club. Wenn sie nicht auf Reisen ist, lebt sie in Bayreuth. Vor 20 Jahren hat sie den Bayreuther Pompadour – ein Schmuckbeutel mit Innenleben – designt. Ihre Ambition ist es, sich mit dem Leben interessanter Frauen zu beschäftigen, ganz besonders mit denjenigen, die das 20. Jahrhundert durchlebt haben. Wie Elly Beinhorn, die sie selbst noch kennenlernen durfte während ihrer aktiven Zeit als Pilotin, die Fluglizenz hatte Elke Silvia Söllner in Bayreuth erworben.

 

Kurzvita

Geboren am 23. Februar, 1958 in Freiberg / Sachsen , verheiratet mit Hermjo Klein, zwei Söhne

1976 – 1979:   pädagogisches Fachschulstudium in Dresden
 
bis 1990   Leiterin eines Kindergartens

Unterricht von Studierenden der pädagogischen Fachschule in Dresden


Nach der deutschen Wiedervereinigung 1990:

Dez 1992:    Gründung des Saxonia Bildungsinstituts als Partnerin von Andreas Mönch –

1994   Gründung der Saxonia Systeme GmbH

1994-1999:   Sprecherin des Sächsischen Wirtschaftsrates

2001   Unternehmerin des Jahres Deutschland

2001-2009:   Mitglied im hessischen Landesvorstand des Wirtschaftsrates

1997 - 2005:   Mitglied im Mittelstandsbeirat des Bundeswirtschaftsministers

1997 – 2010:  Vorsitzende des  Vereins “Brücke Osteuropa”

seit 2004:    Vorstand der Hope Cape Town Foundation

seit 2006:   Initiatorin der HOPE Gala in Dresden (seitdem sind über 1,3 Mio.€ gesammelt worden)

seit 2010:  Kuratoriumsmitglied der Deutschen AIDS-Stiftung

2010:   Ehrenmedaille der TU Dresden

2011:   Dresdnerin des Jahres 2011

2012-2015  Vorstand Presseclub Sachsen

(seit) 2014   Vorstand Global Female Leadership

(seit) 2015   Unterstützung von Flüchtlingen in Sachsen

(seit) 2015  Vorstand der EMA (deutsch/nordafrikanische Wirtschaftsvereinigung)

(seit)2017   Kuratorium Europäischer Kulturpreis 

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